Berufskleidung – immer mehr ein Lifestyle-Produkt

Bei Berufskleidung geht es verstärkt um gute Optik und um Identität. Die Kleidung soll zeigen, wer man ist – gerade auch wichtig für das Handwerk mit seinem ständigen Kundenkontakt. Welche Erwartungen haben die Träger heute an ihre Kleidung – und wie reagieren Konfektionäre und Dienstleister darauf? Im Interview mit Maren Gewand, Bekleidungsingenieurin und Verkaufsleiterin beim DBL Partner Ahrens Textil-Service GmbH.


Frau Gewand, welche Berufskleidung wünschen sich die Menschen heute?

Die Träger von Berufskleidung sind eine sehr gut informierte und vor allem auch eine sehr wählerische Zielgruppe – dies schon mal vorweg. Und die Anforderungen sind dabei so vielseitig wie die Menschen selbst. Aber in vielen Punkten sind sich alle einig – „wertig“ sollte die Bekleidung sein. Tragekomfort steht dabei noch vor Design – funktionelle Lösungen müssen gut durchdacht und anwenderfreundlich gestaltet sein. Und dann soll die Optik attraktiv sein, gerne an die aktuelle Freizeit- und Sportbekleidung angepasst. Kurzum: der Träger erwartet heute, dass die Bekleidung am Arbeitsplatz ein Lifestyle-Produkt ist – keine lediglich funktionell ausgerichtete Berufsbekleidung.

Ist auch zunehmend identitätsstiftende Berufskleidung gewünscht – Stichwort stolzes Handwerk?

Ja – stolzes Handwerk ist ein sehr gutes Stichwort. Gerade in Zeiten von Voll- und Überbeschäftigung im Handwerk besteht wieder mehr Raum zur Individualisierung und Spezialisierung. Man möchte sein Gewerk hochwertig ausüben – und das spiegelt sich auch in der Bekleidung wider. Klasse statt Masse ist gefragt. Hier ist übrigens auch sichtbar, dass die Gewerke nicht mehr stoisch an den tradierten Farben festhalten. Es wird heute viel stärker die Individualität gesucht. Beispielsweise Arbeit mit Holz gleich Arbeit in Beige und Khaki – das ist längst nicht mehr gesetzt. Heute sehen wir etwa Parkettleger auch oft in edlen Rottönen oder in moderner Jeansoptik.

Was hat sich in den letzten fünf bis zehn Jahren aus ihrer Sicht geändert?

Das Bewusstsein hat sich geändert. Berufskleidung ist nicht mehr die notwendig getragene Arbeitskleidung. Sie ist heute mit einer Aussage, einer Haltung versehen. Es wird viel bewusster entschieden, was getragen wird. Die Modellvielfalt auch innerhalb der Kollektionen ist deshalb deutlich größer geworden. Gab es vor zehn Jahren Latzhose, Bundhose und Bundjacke, so besteht eine gute Kollektion heute zusätzlich aus passenden Softshell- und Fleecejacken, bietet verschiedene Oberteile und lässige Hoodies passend dazu an.

Wie reagieren Konfektionäre und Mietdienstleister konkret auf diese Erwartungen in der Praxis?

Insbesondere die Gewebe wurden deutlich weiterentwickelt – so können die Konfektionäre immer speziellere Gewebelösungen anbieten, die auch industriell waschbar sind. Das ist ja für Dienstleister wie die DBL entscheidendes Kriterium. Die Konfektionäre entwickeln heute Produkte, die man vor zehn Jahren in der Berufsbekleidung noch nicht umsetzen konnte. Beispiel hohe Stretchanteile, die bereits Standard in der Anforderung an Berufskleidung sind. Aber auch die funktionalen Details der Workwear sind und bleiben wichtig – und verändern sich. Denn technisches Equipment muss verstaut werden. Tablets, Smartphones. Daran muss sich die eigene Arbeitskleidung anpassen.

Mit welchen Kollektionen reagiert die DBL darauf?

Ganz klar mit ihrer Premiumkollektion, dem DBL Meisterstück, die ja auch bereits ausgezeichnet wurde. Hier wurden im Vorfeld die Erwartungen der Träger abgefragt und dann beim Designprozess auch konsequent umgesetzt. Hoher Stretchanteil für maximalen Komfort, sehr sorgfältig umgesetzte funktionale Details und eben sportliche Schnitte. Zudem spielt auch die ungewöhnliche, eben sehr individuelle Optik hier hinein. Das ganze übrigens auch angepasst an die Funktionstextilien, die in der Kollektion integriert sind. Die Träger wollen heute eben Vielfalt und Auswahl. Womit wir wieder beim Thema Lifestyle-Produkt wären.

Wie wichtig ist die Unternehmensdarstellung beim Thema Kleidung?

Auch hier gibt es veränderte Ansprüche. Unternehmensfarben werden beachtet – aber nicht mehr als zwingende Farbe für die Bekleidung ausgewählt, wie noch vor einiger Zeit. Firmenfarben werden dezenter gespiegelt. Oft ist es nur ein sehr kleines Detail als Kennung – z.B. ein Zipperbändchen, eine farbige Lasche an einer Tasche oder ein Kragensteg in Kontrastfarbe. So bekommt das Firmenlogo heute deutlich mehr Raum in der Wahrnehmung. Auch solche sogenannten „Veredelungen“ übernehmen wir gerne im textilen Mietservice.

Was wird in Zukunft noch wichtiger – was ist ein Trend für die Zukunft?

Tragekomfort – ganz eindeutig. Wenn der Anwender der Bekleidung nicht sofort bei der ersten Anprobe ein gutes Tragegefühl hat, werden auch die noch so smart ausgearbeiteten, funktionalen Details keine Wirkung haben. Die strikte Abgrenzung zwischen Berufskleidung und Freizeitkleidung ist in Auflösung. Der Trend ist ganz sicher, dass die Menschen individueller gekleidet sein möchten. Die Bekleidung muss sich an den Menschen anpassen – an seine ganz individuellen Anforderungen und Vorlieben. Darauf müssen wir reagieren.


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